Zusammenkünfte mit Carlos Tavares waren immer spannend, weil nicht vorhersehbar war, ob die Raumtemperatur auf Minus 5 oder Minus 15 Grad fallen wird. Seine eiskalten Analysen über den Markt und die Wirtschaftspolitik waren von besonderer Klarheit, stets eine Schlagzeile wert. Aber das von ihm geführte Konglomerat Stellantis, bestehend aus Peugeot, Citroen, DS, Alfa-Romeo, Maserati, Jeep, Fiat und Opel opferte ob seines drangsalierenden Sparkurses nicht nur die Seele vieler seiner Autos, der Vorstandsvorsitzende verlor auch zusehends die Akzeptanz der Mannschaft. Bekanntlich musste Tavares Ende vergangenen Jahres gehen.
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Zusammentreffen mit Luca De Meo waren immer spannend, weil vorhersehbar war, dass es in kumpelhafter Atmosphäre scharfsinnige Analysen geben wird, aber auch feine Gespräche über die Liebe zum guten Auto. Sein Blick auf die Dinge ist nicht minder klar, doch mit De Meo fühlt es sich zumeist an, als sitze man bei ihm zuhause im Wohnzimmer. Dass auch er ein Pfennigfuchser sein kann, davon berichten die Entwickler, ebenso von eher kurzen Diskussionen, welche Projekte sich rechnen und welche nicht. Nun verlässt der Vorstandsvorsitzende Renault, das ist ein Paukenschlag ohne Vorankündigung. Oder, wie es ein Mitarbeiter in Frankreich sagt: „Bis gestern waren wir auf einer schönen, gemeinsamen Reise. Die ist heute zuende. Ich fühle mich verlassen.“
Ein Automann durch und durch
Beide französische Autokonzerne beginnen damit von Neuem. Im Vielmarkenkonzern Stellantis fielen einem als außenstehendem Beobachter einige Dinge ein, die anders laufen müssten. Bei Renault sind es eher Nuancen, in der Strategie, auch im Portfolio. Zuallererst ist der Weggang des Chefs ein Verlust, und das sieht auch der Kapitalmarkt so, wie der Kursrutsch an der Börse zeigt. In seinen fünf Jahren an der Konzernspitze hat De Meo bewiesen, dass ein Autohersteller vor allem eines braucht: spannende Autos. Die leitet er auch aus der Historie ab, Tradition ist für ihn ein Wert, den es nicht zu kaufen gibt, auch und gerade nicht von den jungen chinesischen Marken.
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De Meo ist, und das macht seinen Wechsel zum Mode- und Duftimperium Kering so überraschend, ein Automann durch und durch. Er ist seit Jahrzehnten ein Europareisender, war unter anderem auch im Volkswagen-Konzern, spricht deswegen neben Italienisch und Englisch auch fließend Deutsch. Mit ihm verbindet sich die erfolgreiche Platzierung des neu erfundenen Fiat 500, die Kreation der Seat-Submarke Cupra und die Neuauflag des Renault 5.
Am R4, der gerade in den Markt eingeführt wird, hat er eine Niederlage einstecken müssen, die ihn spürbar wurmt. Er wollte in der modernen Interpretation des französischen Klassikers die Revolverschaltung aufleben lassen. Aber seine Techniker trugen Unfallvorschriften vor und dass womöglich ein Kind Klimmzüge daran machen könnte. Schließlich kapitulierte De Meo vor den Kosten und den Mühen der Konstruktion, die Gangwahl erfolgt nunmehr suboptimal und unerotisch inmitten eines Hebelsammelsuriums am Lenkrad.
Die Liebe vergeht nicht
Dass die Neuauflagen von R5 und R4 vollelektrisch fahren, ist ein Zugeständnis an die Zeit und den Zeitgeist, obgleich de Meo mit klarer Adressierung an die Politik in Brüssel der Meinung ist, dass Deadlines und Strafen keine Strategie seien. Die Transformation zur Elektromobilität bis 2035 verläuft deutlich zäher als gedacht, doch davor wird er kaum zurückgeschreckt sein. „Wir sind eine Industrie, die von Emotionen und vom Anfassen lebt“, ist einer seiner Sätze, Renault ist deshalb nach der Coronapandemie früh auf Messen zurückgekehrt. Er sendet glaubhaft seine Botschaft, dass „wir lieben, was wir tun.“ Zu tun wäre noch einiges gewesen in den kommenden Jahren. Renault, obgleich nur bedingt international aufgestellt, in eine rosige Zukunft zu führen, schien De Meo offenbar nicht mehr herausfordernd genug.
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„Was wir in der Autobranche unternehmen, hat Einfluss auf Uhren, Spiele, den Markt der Luxusgüter. Ich würde gar hinzufügen: Manches machen wir just for the show, und darin sind wir gut“, hat er uns vor nicht allzu langer Zeit gesagt. Aus heutiger Sicht klingt das prophetisch. De Meos Welt heißt fortan Gucci, Yves Saint Laurent, Balenciaga, Bottega Veneta und Brioni. Persönliche Bande wird kaum der schwächste Pullfaktor sein. Was die Trennung von Renault letztlich ausgelöst hat, ob sie gar ausgelöst wurde, wird man trotzdem nicht erfahren. Die Abschiedsformel ist freundlich, aber wie üblich vernebelnd. Sicher ist, dass De Meo der Autoindustrie fehlen wird. Vielleicht auch die Autoindustrie De Meo. Denn, mal ehrlich, die Liebe vergeht doch nicht.